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2. CEPI-Konferenz in Wien

01-12-2017

Geladene Vortragende aus Österreich, Ungarn Frankreich und Deutschland teilten ihr Wissen mit einem Publikum aus WissenschaftlerInnen, UniversitätslektorInnen und weiteren ExpertInnen aus verschiedenen Teilgebieten der Geflügelproduktion und ‑verarbeitung.

Attila Csorbai, Vorsitzender des ungarischen Geflügelrates, beschrieb die Situation der ungarischen Geflügelproduktion nach dem aviären Influenza-Ausbruch von 2016/17 und die daraus gezogenen Konsequenzen. Die ungarische Geflügelindustrie erlitt signifikante Verluste im Bezug auf Zuchtbestände und Endprodukte sowie der sinkenden Nachfrage. Betroffene und gefährdete Bestände wurden gekeult, den Betrieben wurde von Seiten des Staates eine Kompensation angeboten. Als Lehre aus diesem Szenario wurden strengere Seuchenbekämpfungsmaßnahmen implementiert.

Nicolas Eterradossi, Direktor des Labors der Französischen Agentur für Nahrungssicherheit, Umwelt‑ und Arbeitsschutz (ANSES) in Ploufragan-Plouzané, beschrieb die epidemiologischen Muster der aviären Influenza‑Ausbrüche in Frankreich 2015/16 und 2016/17. Dem ersten Ausbruch ging eine asymptomatische Phase von mehreren Jahren voraus, in der Enten bereits mit dem Virus infiziert waren. Die epidemischen Wellen hatten ihren Ursprung in Hobbyhaltungen, jedoch übertrug sich die Krankheit rasch auf kommerzielle Bestände von Wasservögeln und Hühnervögeln, wo sie sich rapide verbreitete. Aufgrund dieser Tatsache verschärften die französischen Behörden die Seuchenüberwachungs‑ und Seuchenbekämpfungsmaßnahmen speziell bei Enten, die für die Produktion von Foie Gras gehalten werden und die durch die Freilandhaltung sowie regelmäßige Verbringung besonders infektionsgefährdet sind.

Zsolt Terjék von der Abteilung für veterinärmedizinische Untersuchungen des ungarischen Amts für Lebensmittelsicherheit wies auf die enormen Kosten hin, die mit der Keulung infizierter Bestände, der Entsorgung der Futtermittel, der Desinfektion und des entstehenden Arbeitsaufwands verbunden sind. Er erwähnte, dass von Seiten der ungarischen Behörden erhebliche Anstrengungen unternommen wurden, um das Auftreten von neuen Fällen zu verhindern. Außerdem wurden die Erfahrungen aus Frankreich und die Empfehlungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) berücksichtigt.

Monika Pandur und Szilvia Hajnal, Vertreterinnen der ungarischen Unternehmen Orvia und Napsugár-Trade, referierten über die Produktion und Haltung von Wasservögeln und die Aktivitäten des Runden Tisches zum Thema Biosicherheit, der durch diese Firmen in Ungarn ins Leben gerufen wurde. Das vorrangige Ziel dieses Runden Tisches ist es, Produzenten zu ermöglichen, effektive Seuchenbekämpfungsmaßnahmen umzusetzen. So wurden Experten für Seuchenbekämpfung und ‑management eingeladen, über die Epidemiologie der aviären Influenza aufzuklären. Außerdem informierten sie über die korrekte Anwendung von Desinfektionsmitteln, Hygienemaßnahmen betreffend Personal und Fahrzeugen sowie Maßnahmen zur Rattenbekämpfung.

Eveline Wodak vom nationalen Referenzlabor für aviäre Influenza der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), beschrieb den Ausbruch der aviären Influenza in Österreich. Hochpathogene Erreger des Subtyps H5N1 wurden 2006 in Wildvögeln gefunden. 2013 wurde derselbe Subtyp in illegal importierten Wildvögeln entdeckt. 2016/17 trat der Subtyp H5N8 ebenfalls in Wildvögeln, sowie in einem kleinen Putenbetrieb am Bodensee und in einem Hobbybetrieb mit Hühnerfreilandhaltung im Burgenland auf. Von Jänner bis März 2017 unterlagen in Österreich sämtliche Geflügelbestände einer Stallpflicht.

Christoph Ahrens, Vertreter des Unternehmens AniCon Vorsorge GmbH (Deutschland), informierte über die sachgerechte Keulung von Tierbeständen als Teil einer erfolgreichen Seuchenbekämpfung. Die Tötung muss von geschultem Personal in Schutzkleidung durchgeführt werden und Tierleid muss vermieden werden. Umgebungskontamination und Luftverschmutzung müssen während des Vorgangs vermieden werden. Das Unternehmen hat für verschiedene Arten von Geflügelhaltungen bzw. Bestandsgrößen passende Systeme etabliert.

Anja Joachim, Leiterin des Instituts für Parasitologie an der Vetmeduni Vienna, unterstrich die Wichtigkeit der Desinfektion bei der Prävention von parasitären Infektionen. Sie hob auch hervor, dass es zu keiner Verunreinigung des Futtermittels mit Tierfäkalien kommen darf und dass für die Reinigung der Tierställe die Verwendung von 130 °C heißem Wasser am effizientesten ist.

Ivana Bilic, Wissenschaftlerin an der Klinik für Geflügel und Fische (Vetmeduni Vienna) hielt eine Präsentation über die Genetik von Histomonas meleagridis (Erreger der Schwarzkopfkrankheit). Aktuellen Erkenntnissen zu Folge existieren zwei Genotypen. Durch Transkriptom‑ und Proteomanalysen konnte man Unterschiede zwischen attenuierten und virulenten Histomonaden beschreiben.

Dieter Liebhart, Assistenzprofessor an der Klink für Geflügel und Fische der Vetmeduni Vienna, informierte über Diagnostik und Monitoring von Histomonas meleagridis. Dem Verbot von Nitroimidazol 1995 folgte 2002 ein Verbot von Nitrofuran-Derivaten, die zur Prävention verabreicht wurden. Dieses Vorgehen hatte zur Folge, dass die Zahl der Histomonosefälle rapide zunahm. Besonders in den letzten zwei Jahren waren in Österreich vermehrt Putenbestände betroffen. Die Infektionsrate in Legehennenherden wurde mit serologischen Methoden untersucht. Im Falle von Bodenhaltung wurden bei 29,7 % der Tiere Antikörper gegen H. meleagridis festgestellt, bei Freilandhaltung bei 40,9 % und bei Bio-Freilandhaltung bei 57,2 % der Tiere.

Harald Schliessnig, Geschäftsführer der Österreichischen Qualitätsgeflügelvereinigung (QGV), beschrieb die Merkmale der Putenproduktion in Österreich. Seit 2012 werden ausschließlich GVO‑freie Futtermitteln verwendet. Die maximal erlaubte Besatzdichte bei konventioneller Produktion sind 40 Puten/m2. Insgesamt werden 76 000 Puten in 33 Bio-Betrieben gehalten. Zu den Aufgaben der QGV als anerkannter Geflügelgesundheitsdienst gehört unter anderem die Etablierung von Tiergesundheits-Programmen. Kürzlich wurde ein neues Programm ins Leben gerufen, um die durch Histomonose entstehenden Herausforderungen zu bewältigen.

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